Der erste Schritt
"damit Kirche lebt"
Über das Bewahren des
Bewährten hinaus
muss aus dem Geist des Evangeliums
Neues entstehen können.
Die Pfarrei St. Petrus wagt neue Wege
Wie wird die katholische Kirche in unserer Stadt, in unsere Diözese in 10 Jahren aussehen? Diese Frage bewegt zunehmend mehr Menschen angesichts schrumpfender Gemeinden, rasanter Überalterung des Klerus, geringer Aussicht auf junge Priester, erheblicher Vergrößerung der pastoralen Räume, verbunden mit mehr Anonymität und Zentralisierung kirchlicher Dienste. Verständlich, dass sich an dieser Frage Sorgen und Ängste festmachen, aber auch manches an Wut und Enttäuschung, wie es die »Godesberger Wirren« zu Beginn dieses Jahres gezeigt haben. Auch an St. Petrus gingen diese sorgenvollen Fragen nicht spurlos vorüber.
Die Gründung der neuen Pfarrei war mit dem festen Vorsatz der Verantwortlichen verbunden, dass nichts von dem, was in den ehemals selbstständigen Pfarreien lebendig war, verloren gehen dürfe. Mehr noch! Über das Bewahren des Bewährten hinaus muss aus dem Geist des Evangeliums Neues entstehen können. Stärker als die Sorge wurde die Zuversicht, dass der Geist Gottes zum Wandel antreibt, uns nicht der Resignation oder geistloser Anpassung an die Strukturen sonstiger Organisationen zu überlassen.
Mit der Entwicklung und Umsetzung des »Petrus-Modells«, beschrieben in der letzten Ausgabe von »Eckstein«, wird sich das »Antlitz der katholischen Kirche« in unserer Stadt verändern. Davon sind der Pfarrgemeinderat und das Team der hauptamtlichen pastoralen Dienste bis heute überzeugt. Aber was wird sich ändern? Fest steht, dass sich dieser Wandel nicht mit einem Schlag, sondern in überschaubaren Schritten vollzieht, sicherlich auch begleitet von Versuch und Irrtum. Das alte Wort »Antlitz« weist auf zweierlei hin: auf das Aussehen, das Gesicht, und auf das, was aus dem Inneren darin aufscheint, das Wesen des Einzelnen, oder hier: der Kirche.
Zunächst zum Äußeren. Der PGR hat beschlossen, dass unter dem Dach der Pfarrei St. Petrus die drei Gemeinden St. Joseph, St. Johann Baptist und St. Marien als Orte kirchlichen Lebens bestehen bleiben. Neu hinzu kommt, dass in jeder dieser Gemeinden eine Gemeinde-Equipe (Equipe = Team, Mannschaft) entstehen wird. Sie besteht aus je vier Personen, denen Verantwortung für das Leben der Gemeinde übertragen wird, das sich in den vier »Säulen« verwirklicht:
Eine fünfte Person trägt die Verantwortung für die regelmäßigen Zusammenkünfte und für eine gelingende Zusammenarbeit dieser »Gemeinde-Equipe«. Sie vertritt die Gemeinde im Pfarrgemeinderat.
Die bereits und weiterhin in den Gemeinden bestehenden Gruppen finden je nach ihrer inhaltlichen Ausrichtung in einem der vier vorgenannten Personen ihren Ansprechpartner bzw. ihre Ansprechpartnerin.
Eine wichtige Aufgabe in nächster Zukunft wird sein, die Themen und Verantwortlichkeiten genauer zu umschreiben, welche auf der Ebene der Gemeinde und dort innerhalb der »Säulen« angesiedelt sind. Dies hängt nicht unwesentlich ab von den Begabungen der Berufenen und von den Fragen, Sorgen und Anregungen der Menschen, die im Gebiet der Gemeinde leben und arbeiten.
Wie schon jetzt wird es auch zukünftig einige Bereiche des pfarrlichen Lebens geben, die auf der Ebene der Pfarrei angesiedelt sind (z. B. Jugendarbeit, Sakramentenvorbereitung, Dialog mit dem kulturellen und politischen Leben). Diese Bereiche fallen nicht in die Verantwortung der Gemeinden bzw. der Gemeinde-Equipen. Das Miteinander von Pfarrgemeinderat und den Gemeinde-Equipen wird noch näher zu beschreiben sein.
Was sagt diese neue Struktur über das Bild der zukünftigen Kirche aus? Welche innere Wandlung von Kirche geht mit dieser veränderten Gestalt von Kirche einher?
Nur einige Andeutungen dazu finden hier Platz:
Kirche bleibt auf diese Weise in der Nähe der Menschen, ja sie sucht sie mehr als bisher auf in ihrem konkreten Lebensumfeld. Sie teilt so die Freuden und Leiden, die Sorgen und Ängste der Menschen. Sie lebt ihren Glauben nicht in Abgrenzung zur Umwelt, sondern in solidarischer Anteilnahme mit jenen, die in unserer Nähe leben.
Kirche vertraut den Gaben und Fähigkeiten der getauften und geformten Christen und ermutigt sie, diese zu erkennen und zu verwirklichen. Wir sind aufeinander angewiesen und verwiesen. Keiner hat nichts und niemand muss alles können.
Mit seinen Gaben empfängt jeder Christ eine Berufung von Christus. Ihr zu antworten macht das eigene Leben sinnvoll. Sie lässt uns aus dem Vertrauen leben, das Gott in jeden von uns setzt.
Dieses neue Bild von Kirche entsteht natürlich nicht von selbst, nicht automatisch. Es bleibt eine Herausforderung für uns, gemeinsam dieser Kirche den Weg zu bahnen.
Noch in diesem Jahr werden der PGR und das Pastoralteam starten, um eine Gemeinde-Equipe an St. Marien zu gründen. Die anderen beiden Gemeinden werden so bald wie möglich folgen.
Peter Adolf, Pfarrvikar